Mega Kartons, mega Stress
Zeit für die umfangreichen Vorbereitungen ist heute genug, da der geplante Abflug erst um 18:25 Uhr sein wird.
Also ausschlafen, in Ruhe frühstücken und die Sachen so vorbereiten, dass sie so in den Fahrradboxen verstaut werden können, ohne das zulässige Gewicht von 30 kg zu überschreiten.
Durch die um 11 Uhr schon sehr lebhafte Innenstadt fahren wir zum Fahrradladen Urban Bicycles. der die Kartons (185″22*102 cm) für uns bereit hält.
Dort hilft man uns auch mit zwei großen 8er- und 6er-Inbusschlüsseln aus, denn mit meinen kleinen Schlüsselchen aus dem Bordwerkzeug bekomme ich die fest sitzenden Pedale nicht gelöst! Eine wichtige Erkenntnis für den nächsten Trip.
Danke für den Service.



Der Radladen liegt in einer Fußgängerzone, also für Taxen nicht erreichbar. Wir wandern mit den Kartons rüber an eine 50 m entfernte Bushaltestelle an der Alameda Principal. Dort beginnen wir unter den neugierigen Blicken der Passanten mit der Verpackungskunst.
Doch zuerst müssen die flach liegenden Kartons in Boxenform gebracht werden. Dazu falten wir die Kartons auf und fixieren die Böden sorgfältig mit Paketband.
Gar nicht so einfach bei einem starken Wind, der die Boxen weg bläst, sobald man sie nicht fest hält.
Die Boxen sind unerwartet lang und hoch. Das ist ganz prima zum Verpacken der Räder, denn auch ohne Demontage der Vorderräder und der Sättel, passen sie gut hinein.
Dieser Vorteil soll aber im Folgenden zu einigen größeren Problemen führen.
Denn größere Kartons sind auch schwerer. Mit mehr Gewicht würden wir das sorgfältig austarierte Höchstgewicht der Verpackung auf der Hinreise auf jeden Fall überschreiten. Ein weiteres Aufgabe-Gepäckstück mit 10 kg ist damit für 31 € fällig.
Die Deckel der Boxen verleben wir großzügig mit Paketband. Zusätzlich werden die Boxen mit jeweils zwei Zurrgurten verspannt. So sollte alles dicht und fest zusammen halten.

Zum Flughafen nehmen wir ein Taxi – nein zwei Taxen, denn in den Kombi passen nur Susanne, die Bikes und die Taschen. Also muss ein zweites Taxi her, mit dem ich zum Flughafen fahre.
Im Flughafen angekommen, manövrieren wir die beiden riesigen Kartons quer auf dem einen und das übrige Gepäck auf einem zweiten Gepäckwagen durch die Halle zum Check-in.
Zum Scannen der Fahrradkartons müssen wir zur Sperrgutannahme 100 m weiter.
Diese Scanner sind Röntgengeräte mit einem lichten Durchlass von etwa ca. 90×90 cm. Die zu scannenden Gegenstände werden über ein Fließband in die Anlage hinein geführt, um mögliche Sprengstoffe, Gasbehälter, Drogen, brennbare Flüssigkeiten etc. zu detektieren. Kein Transport ohne Scan – so verlangt es die Flugsicherheit.
So ein Mist. Die Boxen passen gerade so in den Scanner, bleiben dann aber hängen. Nachstopfen geht anscheinend nicht.
Klar ist das mein Fehler. Das hätte ich besser mal vorher gecheckt. Scanner haben eben gewisse Maximalmaße. Diesen Aspekt hatte ich aber aufgrund der Euphorie über die recht einfach zu bekommenden Kartons völlig ausgeblendet.
Die Security fordert uns auf spanisch, aber unmissverständlich und bestimmt auf, mit der kompletten Ladung zurück zur Abfertigung der Airline zu fahren.
Dort angekommen, nimmt sich eine sehr engagierte Ryanair-Mitarbeiterin unseres kleinen Problems mit den großen Boxen an. Man muss es hier wirklich sagen: ein supertoller Service!
Denn sie begleitet uns vorneweg wie ein Engel in der Not durch den ganzen Flughafen. Durch Nebengänge so schmal, dass wir die Kartons hochkant drehen müssen, um zu einem Aufzug in den ersten Stock zu gelangen.
In den Aufzug passen die Boxen allerdings hochkant. ohne den Gepäckwagen durch die Tür.
Die Boxen also wieder runter vom Wagen wuchten, in den Aufzug, raus aus dem Aufzug, wieder auf den Gepäckwagen.
Der Ryanair-Engel hält währenddessen mit ihren Flügeln geduldig die Aufzugstüre offen.
Wir gelangen nun zu einem anderern Scanner, der aber leider ebenfalls zu klein ist.
Der Engel fliegt weiter voraus über ein Rollband – ohne Treppen – zum nächsten Scanner eine Etage höher.
Unsere Nerven liegen mittlerweile blank!
Anscheinend sind die Scanner im Airport alle baugleich. An dieser Station bemüht man sich allerdings sehr, versucht sogar die Box diagonal hinein zu bugsieren. Der Scanner mag das jedoch nicht und liefert nur unscharfe Bilder.
Die Security blickt etwas ratlos umher, während unser Engel immer noch die Flügel über uns ausbreitet.
Dann werden wir gebeten, die von uns so sorgfältig gepackten und zu geklebten Boxen zu öffnen und die Fahrräder nebst Beipack auszupacken und einzeln durch die Scanner-Schleuse zu schieben.
Welcher Aufwand, was für ein Stress.
Die Boxen dürfen wir nach dem Schleusendurchlauf wieder mit den Rädern nebst Beipack füllen.
Für das Verkleben haben wir jetzt keine Nerven mehr. Die Zeit läuft auch langsam davon.
Die beiden Gurte pro Box sollten doch hoffentlich alles zusammen halten?! Wenn nicht, ist es uns jetzt auch egal. Wir sind sehr gespannt, ob und wie die Räder in Köln ankommen.
Der Engel begleitet uns anschließend zum Scanner für das Aufgabegepäck und verabschiedet sich schnell von uns. Sie hat schließlich andere Aufgaben. Wir konnten uns leiser nicht gebührend verabschieden und Danke sagen.
Danke auch an die Security für das kooperative Verhalten!
MUCHAS GRACIAS!
Völlig erledigt bewegen wir uns zur Personen- und Handgepäck-Kontrolle und dann ans Gate.

Mit einstündiger Verspätung startet die Maschine. Im Flieger genießen wir zur Entschädigung einen wunderschönen Sonnenuntergang.







Nach diesen Erfahrungen müssen wir das Konzept weiterer Flugreisen mit Rädern überdenken.
Touchdown 22:10 Uhr.
Wir und alle Gepäckstücke sind wohlbehalten angekommen.
Um 0 Uhr treffen wir zuhause mit dem Großraumtaxi ein.
Ende einer wunderbaren Reise!