
Ein dickes Brett, das heute zu bohren ist.
Ich wache um 6:30 Uhr vom lauten Plätschern des Regens auf. So ein Mist, nicht schon wieder! Aber egal, ich bin nach zwei Tagen Ruhe und Erholung bis in die Zehenspitzen motiviert den Berg zu erobern.
Nach zwei Portionen Porridge auf dem Zimmer packe ich meine Sachen. Die dreihundert Jahre alte Glocke der Kirche läutet bezeichnenderweise meine Abfahrt um 7:30 Uhr zum Großglockner ein – ich natürlich in Regenklamotten.
Bald kommt an der Kapelle die erste Höhenmarke: 863 m. Hier beginnt der Aufstieg.

Die Fuscher Ache und die zuführenden Bäche führen nach dem Regen so viel Wasser, dass es nur so rauscht und sprudelt.
Die Bärenschlucht markiert die ersten 1000 Meter über Null.




An der Mautstelle haben Radfahrer freien Durchgang. Die Größe der Anlage lässt erahnen, wieviele Fahrzeuge die Grossglocknerhöhenstrasse passieren.


Mühsam geht es weiter aufwärts. Bald kommen die ersten Spitzkehren und Galerien. Krass, dass ich da hoch muss. Die Steigung beträgt bis zum Pass etwa 9 bis 14 Prozent in der Spitze. Mein Tempo ist teilweise so langsam, dass ich während der Fahrt Blumen pflücken könnte. Der Verkehr nervt schon, aber alle nehmen Rücksicht auf meine schlenkernden Bewegungen.











Die Kilometersteine im 100 m Abstand scheinen gefühlt immer weiter auseinander zu stehen. Aber ich weiß, dass ich mit jeder Kurbelumdrehung weiter und vor allen Dingen höher komme.
Das Wetter bessert sich zusehends und der Regen hört endkich auf. Sogar die Sonne lässt sich blicken.
Dann mache ich mir eine mentale Strategie zu nutze, die ich schon bei meinen Marathons angewandt habe. Ich filetiere quasi, in diesem Fall die Gesamthöhe, in übersichtliche und kleine Portionen. Erst schaffe ich die Hälfte. Das ist schon mal ganz gut. Dann zwei Drittel, dann drei Viertel, dann 90 % und die dann noch verbleibenden 10 %, das ist ja quasi nix mehr.
So gelange ich ohne schieben zu müssen bis zum vermeintlichen Gipfel.


Meine beiden Mitstreiter, ein junges Pärchen das sogar mit einem Servicewagen unterstützt wird, jubeln schon und meinen Einwand, dass es sich nur um einen Vorgipfel handelt, scheinen sie zu überhören und machen Schluss.
Dabei geht es gleich danach zunächst einmal abwärts und dann aber wieder kräftig hoch.


Auf den Anstieg passiere ich zwei Tunnel, die aus der Enfernung aussehen wie Mauselöcher im Berg.


Oben nach 5,5 Stunden Kraxelei angekommen, ist es mit 6 Grad recht frisch, insbesondere bei der dann folgenden Abfahrt im Fahrtwind. Einem Kollegen zerreißt es den Schlauch, aber er hat Glück, dass er nicht stúrzt.









Die Abfahrt ist mit ein, zwei Unterbrechungen ca. 32 km lang. Es wird immer wärmer und sonniger. Hier bin ich nun im Mölltal, ein nettes Flüsschen Richtung Drau.










Unterkunft finde ich im Lindler Hof Camping. Ein sehr nettes Plätzchen. Es kommen noch ein Südafrikaner auf seinem 16″ Brompton Faltrad und ein deutsches Mädchen mit einem alten Rennrad. Beide sind auch heute über den Berg geradelt.





Es war ein magisches Erlebnis. So müssen sich auch Bergsteiger fühlen, wenn sie nach einem strapaziösen Aufstieg auf dem Gipfek stehen.
Geschafft!
Lieber Heinz, das finde ich ja total Jeck, das Du uns auf deinem Trip so teilnehmen lässt. Großglockner mit ne,m Fahrrad ohne Motor, alle Achtung! Chapeau. Freue mich schon auf deinen nächsten Eintrag. Alles gute & bleibe ohne Unfall. Jürgen
Wow! Das war eine Meisterleistung, Heinz!
Danke, Moni