So hört es sich an, mitten im Wald, wenn sich frühmorgens Singdrossel und Amsel die Ehre geben.
Der Wald war in der Nacht voller unbekannter Geräusche: Ein Russe der sich anschleicht und Böses will, ein Wildschwein auf der Suche nach Nahrung, ein Reh, das sich im Unterholz bewegt? Die Phantasie geht manchmal mit einem durch.

Um 8 Uhr geht’s nach ein paar Müsliriegeln auf den Trail. Das Nachtlager ist schnell zusammen gepackt. Ein großer Vorteil, wenn man auf Reisen ist. Herrlich leer ist der Wald und die Streckenführung ist ganz nach meinem Geschmack.
Mal sind es richtige Wege, mal Singeltails, mal lässt sich kaum eine Spur erkennen, so sehr hat das Gras den Trail überwachsen.
Es ist sehr anstrengend, da man sich immer sehr konzentrieren muss und zudem keine langen Strecken machen kann.
Dafür hat Andy Cox den Trail so gelegt, dass es landschaftlich immer äußerst reizvoll ist.







Ich fahre ein Stück entlang der Swift. Man ahnt im Hintergrund schon die ersten Hügel, die bald zu erklimmen sind.
Das erste Highlight ist das Radioteleskop Effelsberg, dessen riesige, filigrane Konstruktion sich unvermittelt im Tal des Effelsbaches zeigt. Ein gigantisches Instrument mit 100 Metern Durchmesser, besonders beeindruckend, wenn man direkt davor steht. Das 3200 Tonnen schwere Teleskop kann über eine kreisförmige Schiene mit 64 m Durchmesser gedreht werden. Hier ein interessanter Artikel im Audiobeitrag im Deutschlandfunk.
Hier irgendwo verliere ich auch meine Flip-flops, die ich bald sehr vermissen werde.



Durch das schöne Lierstal – immer bergab – erreiche ich die Ahr bei Liers, wo immer noch viele Flutschäden erkennbar sind.

Weiter geht’s ab Dümpelfeld bergauf in Richtung Adenau und Nürburgring.
Ich fahre – nein ich schiebe – viele Kilometer über felsige Wege entlang der Nürburgring Strecke, wo heute die Hobbyfahrer lautstark ihre Runden drehen. Für Motorsportfans ist dieser Abschnitt bestimmte interessant, denn oft hat man gute Ausblicke auf die Strecke.




In Adenau noch schnell ein paar Fritten und dann beginnt um 17 Uhr ein so heftiger Regen, dass er mir das Wasser in den Schuhen schwappen lässt. Es gibt ohnehin keinen Untestand und so geht es eben weiter. Wasserschlacht.
Auf dem Trail kommt mir ein Pärchen auf ihren Rädern entgegen. Ein kleiner Plausch unter Gleichgesinnten, alle völlig durchgesottet. Er ist seit Portugal unterwegs und sie ab Frankreich dazu gestoßen, mit dem Ziel: Stockholm oder Norwegen. Er nennt mir noch die App Vildernis mit “V” als gute Wahl zum Finden von Schutzhütten – mal probieren.
Der Trail wird zu allem Übel auch noch heftiger, da es ständig auf und ab geht. Nur noch 30 km bis ins Kebabland! Aber bei dieser Topographie ist es nicht nur ein Stündchen Fahrt, sondern es werden schnell mal drei draus.
Um 19:30 erreiche ich das gelobte Kebabland in Landkern, wo meine Reserven mit gebratenen Champignons, Dönerteller “komplett” und zwei Bier aufgefüllt werden. Der weltbeste Dönerladen überhaupt! Oder liegt es an meinem unsäglichen Hunger? Nein, den kann ich wirklich empfehlen.
Nach wenigen Kilometern (und schon wieder kommen mir zwei entgegen, die für das EDBT gerüstet scheinen) finde ich für die Pause eine exponierte Schutzhütte an einer Wanderroute an der Bergkante, ganz hoch über Cochem. Ein wunderbares Plätzchen mit tollem Ausblick über Cochem und die Mosel. Die Schuhe sind immer noch voller Wasser und ich kann meine Socken auswringen. Schön wäre es, wenn ich jetzt meine Flip-flops hätte, um nicht barfuss oder in den nassen Schuhen umherlaufen zu müssen.





Spät abends höre ich den Animateur eines Schiffes die Gute-Laune-Musik anstimmen und danach die Tombola moderieren, gesponsort von einem regionalen Autohaus.
Super interessanter Bericht, er hat mir richtig Spaß gemacht zu lesen. Obwohl ich nicht nachvollziehen kann , wie man sich das antut🤣 30 Km durch den Regen radeln, Flip-Flops weg und außer nassen Schuhen, kein Ersatz 🤣 Bin gespannt, wie es weiter geht.
Danke dir und liebe Grüße aus Treviso, Italia