Tag 1 Nach Basel
Rübe begleitet mich zum Kölner Hauptbahnhof. 9 Uhr geht der EC7 nach Basel. Ungewohnt ist es schon, so alleine in den Zug zu steigen und alleine in Urlaub zu fahren. Bei diesem EC gibt es immer nur 2 Stellplàtze für Räder pro Waggon. Ohne Reservierung geht da nix. Bemerkenswert ist, dass der Zug zwischen Mannheim und Basel nonstop fährt. Fast 2 Stunden. Basel empfängt mich um halb 2 mit tollem Wetter und 29 Grad. Hier scheint es populär zu sein, stromaufwärts in den Rhein zu steigen und sich stromabwärts treiben zu lassen. Ganze Pulks sehe ich im Wasser dümpeln.Am schönen Oberrhein gehts weiter Richtung Bodensee. Mal auf der deutschen, mal auf der schweizerischen Seite. Menü: Salat mit Spaghetti Carbonara, 19,50 Fränkli. Da versorge ich mich doch lieber auf der heimischen Seite. Alleine radeln ist anders und auch sehr ungewohnt, dass man im Rückspiegel den Partner nicht sieht. Keine Unterhaltung, keine Ansprache. Man ist für sich alleine und geht seinen Gedanken nach. Anders, aber nicht schlecht mal alleine zu sein. Es geht durch das schöne Bad Säckingen zu einem kleinen Naturcampingplatz, direkt am Rhein. 7 € die Nacht. Ich steige in den Rhein und lasse mich treiben. Geil. Abends gibts Schnitzel mit Pommes und Salat, dazu Pilsken vom Fass. Alles gut!












Tag 2 Bad Säckingen – Schaffhausen 77 km *Baseln und Polizei, viel zu teuer hier*
Nach 9,5 Stunden erholsamen Schlaf wird die Restmüdigkeit durch ein frühes Morgenbad im Rhein vertrieben. “Baseln” nenne ich das mal. weil ich es in Basel das erste Mal gesehen habe: 1 km stromaufwärts laufen und dann ganz gemütlich treiben lassen. Die Sonne lacht mir beim Rückenschwimmen ins Gesicht. Zeit ist genug. Das Zelt muss ohnehin noch trocknen, denn durch das Kondenswasser ist es so nass, als wären wir vom nahen Rhein überschwemmt worden. Dann geht es endlich um 11 los. Das nahe Laufenburg ist ganz nett. Die Temperatur steigt auf 32 Grad. Hin und wieder geht es direkt am Rhein lang, aber es sind auch Strecken abseits entlang von Bundesstraßen dabei. Habe vergessen, dass heute Sonntag ist und die Läden geschlossen sind. Da müssen die letzte Heinenhof-Wurst und ein Ei als Wegzehrung reichen. Immer mal wieder führt der Weg über die Grenze zur Schweiz. Es geht auch rauf und runter, mal hat man den Fluss direkt neben sich, mal geht es in die Höhe. Dort oben auf der schweizerischen Seite missachte ich leichtfertig die Absperrung eines Feldweges. Etwas weiter steht Polizei und die Feuerwehr spritzt den Asphalt ab und räumt einen Pavillon ab. Wenig später fährt ein Polizeiwagen an mir vorbei und der Polizist meint, die Absperrung sei auch für Radfahrer gültig, schließlich sei da ein Mensch gestorben. Ups. Wie tragisch! Der letzte Campingplatz auf deutscher Seite ist leider Corona-bedingt geschlossen. So gehts weiter zum Schaffhausener Wasserfall. Sehr beeindruckend und Corona kein Thema. Also dann doch leider ein Campingplatz auf Schweizer Gebiet. Piekfein hier. 4 Sterne. 21 €. Zwei Bier, ein Hamburger mit Fritten und zwei Bier: 28 €, aber lecker ist es! Und morgen wird wieder “gebaselt”.























Tag 3 Schaffhausen – Hagenau am Bodensee 66 km.
Der Tag beginnt sportlich mit “baseln” im Rhein. Herrlich erfrischend. Nach einer Asia-Nudelsuppe und dem Verpacken der Ausrüstung geht’s bei herrlichem Wetter auf die Piste. Stein am Rhein, Konstanz und Meersburg sind die Highlights. Am Bodensee wird es doch sehr voll. An der Fähre und an Bahnübergängen, da wo es staut, sammeln sich mitunter dutzende – meist – Ebiker. Ohne Akku bin selbst ich ein Hindernis für die elektrifizierten Gelegenheitsfahrer auf den gut angelegten Fahrradstraßen. Hinter Mersburg sind die Campingplätze ausgebucht für Womo-Freunde. Doch ich mit meinem kleinen Zelt finde ein schönes Plätzchen, leider etwas “verkehrsgünstig”. Die Campingplatzbetreiberin ist Frau Rosenbaum, tatsächlich aus *Pulheim* (Gärtnerei Steinackerstr.), die ihren Traum hier verwirklicht. Nach einem Bad im See geht’s in die Pizzeria und zum Sonnenuntergang gucken. In der Ferne sieht man schon die Berge. Ich freue mich!


























Tag 4 Hagenau Bahnhof Doren 64 km
Nach einem Bad im Bodensee gibt es ein internationales Frühstück : Nudelgericht chinesischer Art, hergestellt in Polen. Das Zelt ist wieder pitschnass. Egal, denn bei der trüben Suppe trocknet sowieso nichts. Daher packe ich das Zelt nass ein und so komme ich aber ohne auf das Trocknen zu warten “schon” um 10:15 Uhr los. Der Bodensee-Radweg ist bereits jetzt knüppelvoll mit anderen Bikern. Vom See sieht man nicht allzu viel. In den größeren Städtchen führt der Weg dann bis ans Wasser. Langenargen, Friedrichshafen, Lindau sind der Hingucker. Vor Bregenz verabschiede ich mich vom See mit einem erfrischenden Bad. Die Sonne kommt dann doch um 11 Uhr raus, kein Wölkchen am Himmel und das Thermometer zeigt 29 Grad. In Bregenz gönne ich mir – möglichst viele Kalorien, bitte – eine dicke Himbeertorte mit reichlich Sahne. Genug Power für den kommenden Aufstieg. Ich bin froh, den überfüllten Radweg zu verlassen. Jetzt geht’s entlang der Bregenzer Ache 300 Meter hoch und endlich in die Berge. Ich klettere mit kleinem, sehr kleinem Gang die Serpentinen hoch durch den schönen Wald. Oben angekommen, erwartet mich ein Bilderbuch-Panorama. Nun führt der Weg steil hinab über eine Schotterpiste zurück zur Ache. Die Hände schmerzen vom vielen Bremsen. Hier unten im verlassenen Tal soll es einen Campingplatz geben. Gibt es auch. Aber erst wieder im nächsten Jahr. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Zelt unter der Vordach des alten und verlassenen Bahnhofs Dorden aufzuschlagen. Eigentlich ein geiler Platz, denn in diesem Sacktal gibt es null Autoverkehr und 50 Meter weit entfeent rauscht sehr beruhigend die Ache. Gleich koche ich mir Nudeln mit Käse-Sahne-Sauce und werde mich mental auf das morgige anspruchsvolle Stück Richtung Oberstdorf vorbereiten. Schade, dass ich diese tollen Erlebnisse nicht mit meiner Liebsten und besten Mitradlerin teilen kann.

























Tag 5 Bahnhof Doren – Oberstdorf 50 km, km, 1040 hm (Mittwoch 16. September 2020)
Die Nacht war lang, aber wenig erholsam. 21 Uhr in den Schlafsack und 7 Uhr wieder raus. Sind es die ungewohnten nächtlichen Geräusche, oder das Glutamat im Nudel-Fertiggericht welche mich nicht richtig schlafen lassen? Wenn man genau hinhört, wird das Rauschen der Ache untermalt von Glucksen, Ploppen und Kollern der mllionen Kieselsteine, die flussabwärts getragen werden. Dazu kommt das Rufen der nachtaktiven Vögel und manchmal ein Knirschen im nahen Geäst. Spooky. Über die lange Zeit kommt doch in Summe der nötige Schlaf zusammen für den neuen Tag. Morgens geht mein Blick in die Runde und ich sehe nur meinen Bahnhof, ein größeres Gebäude, das den Arbeitern beim Bau der Eisenbahnlinie Mitte des 19. Jahrhundert als Unterkunft diente und noch ein paar Schuppen. Nach einer kurzen Katzenwäsche in der eiskalten Ache und Kartoffelbrei (265 kcal) geht’s auf die ehemalige Bahntrasse (Höhe 460 m). Der Anstieg ist über einige Kilometer recht flach. Dann verlässt die Route aber das Tal und von nun an soll es stetig bergauf gehen. Die Landschaft ist der Hammer. Lingenau, Hittisau – hier gibt’s ein zweites Frühstück – Sibtatsgfäll liegen an der Strecke. Meter um Meter kurbele ich mich mühsam bei herrlichem Wetter und 25 Grad immer höher hinauf in die Berge. Hinter jeder Kurve erschließt sich ein neuer, gigantischer Blick auf die Bergkulisse. Auf der Passhöhe (111m) bietet die traumhaft am Hohen Ifen gelegene Aibele Alpe dem Wanderer zünftige Hausmannskost. Ich lasse mir hausgemachten Apfelkuchen schmecken. Nach der Alpe gehts 15 km nur bergab nach Oberstdorf. Da die beiden Campingplätze belegt sind, komme ich in der Pension Binz, direkt im Zentrum unter. Heute Abend treffe ich mich mit Stephan und Irene aus Worringen im Alpen Treff zum Essen. Ich habe Hunger!



























Tag 6 Oberstdorf – Haldenmühle 87 km
Das Frühstück in der Pension Binz ist für einen Radler etwas dürftig: 2 Brötchen, Ei, Käse, Wurst, Marmelade, Kaffee. Zum Mitnehmen bkeibt da nix. Mit dem ägyptischen Herbergsvater unterhalte ich mich kurz. Er ist schon 17 Jahre hier, hat Kinder mit der einheimischen Frau Binz, aber zu den Oberstdorfern selbst bleibt das Verhältnis distanziert. Es sind eben keine Kölner. Bei mal wieder sonnigem Wetter geht es zunächst zu meinem Lieblingsplatz, den Südwiesen. Hier genieße ich noch einmal das herrliche Panorama und kehre dann den Bergen den Rücken, um mich auf den Illerradweg zu begeben. Die Iller ist größtenteils begradigt, befestigt, eingedämmt und nur manchmal lassen naturnahe Strecken erahnen, wie schön dieser Fluss einst gewesen sein muss. Der Hunger treibt mich in Immenstadt in eine Konditorei. Mit Erdbeerkuchen-Power läuft es wieder richtig gut, bis der Hunger im schönen Kempten wieder gestillt werden muss. Auf der Suche nach einem Campingplatz werde ich in Haldenmühle fündig. Doch der Weg führt zunächst von der Iller weg auf den Berg, wieder runter zum Fluss, über eine Hängebrücke, wieder mächtig den Berg hoch und dann wieder steil bergab in ein Sacktal zur Iller zurück. Super, kein Autoverkehr ,echt tote and Hose hier. An der Anmeldung weist man mich darauf hin, dass es sich um einen schönen FKK-Platz handelt. Also mache ich mich mal frei und baue mein Zelt dann mal nackig zwischen einem Apfel- und Pflaumenbaum auf. Die Beilage zum Frühstücks-Porridge ist damit auch gesichert. On Top hat der sehr gepflegte Platz eine Sauna und noch einen riesigen Naturschwimmteich, in dem ich mich sehr gerne nach der Hitze des Tages erfrische. Der Platz kriegt von mir 5 von 5 Sternen. Nach dem Bad ziehe ich mir im kleinen Restaurant Kotelett mit Kartoffelsalat rein.. Eigentlich auch zu wenig, aber morgen früh gibt’s ja Prorridge mit reichlich Früchten.
















Tag 7 Haldenmühle – Memmingen 48 km
In der Nacht plagen mich heftige Übelkeit und Magendrücken. Wahrscheinlich suchen ein Thunfischbrötchen oder der Kartoffelsalat mit Brechbohnen den Weg in alle Richtungen nach draußen. Etwas geschwächt schleppe ich mich erst gegen Mittag die Berge hoch und dann wieder hinab an die Iller. So kommen dann auch 400 Höhenmeter zustande. Heute ist nicht mein Tag. In Memmingen suche ich mir nach kurzer Fahrt ein Hotelzimmer und werde etwas regenerieren. Es geht schon wieder etwas besser. Und morgen sind es nur noch 50 km bis Ulm.













Tag 8 Memmingen – Ulm 55 km
Es ist dunstig und mit 12 Grad der kälteste Morgen dieser Reise. Hinter Memmingen ist die Iller schon mehr oder weniger kanalisiert. Insgesamt ein enttäuschender Flussradweg. Meistens geht es schnurgerade am Kanal entlang, vorbei an zahlreichen Wehren, künstlichen Rauschen und Wasserkraftwerken der EnBW. Noch bin ich nicht wieder ganz fit und zufrieden, als ich die Spitzen des Ulmer Münsters sehe. Direkt in dessen Schatten komme ich im urigen Hotel Anker unter. 49 € incl. Frühstück. Gleich geht’s in die Stadt, denn ausgerechnet heute ist die Nacht der Kultur. Aber vorher noch kurz zu Fuß an die Illermündung, die ich bei der Hinfahrt verpasst habe. Bei Fluss-KM 2588 fleßen die kaum größere Donau und die Iller unspektakulär zusammen. Auf dem Rückweg probiere ich Mautaschen bein Zunfthaus der Schiffahrt im Fischerviertel und schaue mir noch ein paar Darbietungen auf dem Münsterplatz an. So, nun geht auch die schöne Radreise zu Ende, aber ich freue mich wieder nach Hause zu kommen. Ich hoffe, ich konnte euch ein Stück mitnehmen auf die Reise und habe mich über die zahlreichen Feedbacks gefreut.
Bis zum nächsten Mal, bleibt gesund und neugierig.






































