28.07. – 12.08.2018
https://www.komoot.de/collection/1175276/
1. Tag Villach-Vrsic-Pass-Trenta 80 km 1300 Δ
Gestärkt durch das abendliche Grillfest des Herbergsvaters und nach einem reichhaltigen Frühstùck, verlassen wir die Jugendherberge in Villach. Der Berg ruft! Aber zunächst rollen wir auf gut ausgebauten Bahntrassen Richtung Italien. Den Weg des Cyclovia-Alpe-Adria kennen wir ja bereits aus dem Vorjahr. Doch kurz hinter der Grenze zweigt der Weg ab Richtung Slowenien und folgt der Save bis Kranjska Gora. Hier, nach 45 km, müssen wir uns entscheiden: Zelten, oder den 1611 hohen Vrsic Pass hinauf. Wir fühlen uns trotz 400 absolvierten Höhenmetern stark genug und nehmen uns weitere 800 Meter über den Berg vor. Die ersten 6 von 11 km steigt es bei ca. 10 % eher moderat an. Wir werden erst stutzig, als erst hier die erste der noch folgenden 24 Spitzkehren kommt. Die Steigung wird mit 14 % angezeigt und die Kette sucht leider vergeblich ein größeres Ritzel. 22 kg Gepàck und der Berg fordern ihren Tribut. Schieben ist auch eine Option. Nach fast 3 Stunden erreichen wir die Passhöhe. Mit glühenden Bremsen geht es ebenso steil hinab ins Trenta-Tal und wir erreichen nach 14.km Abfahrt den Campingplatz in gleichnamigem Bergdorf. Wir füllen unsere Energiedepots beim erstbesten Restaurant vor Ort. Auswahl hat man eigentlich auch nicht, es gibt nur das eine.




























2. Tag Trenta – Tolmin 62 km 404 Δ 765 runter.
Der Campingplatz in Trenta war nach 14 km Abfahrt vom Pass die erste Adresse. Alpine Berge gaben eine beeindruckende Kulisse. Das Frühstück musste leider mangels Masse verschoben werden. So ging es immerhin durch einen Kaffee gestärkt durch das obere Soca- Tal weiter 14 km bergab. Oft haben wir die Fahrt unterbrochen um unseren Blick am türkisfarbenem Wasser, Schluchten, Hängebrücken und schönen Ausblicken zu erfreuen. Das Frühstück wurde auf dem Marktplatz in Bovec nachgeholt. Die Fahrt ging dann weiter nach Kobarid und es wurde doch recht heiß. Dunkle Wolken am Himmel verheßen nichts Gutes und kurz vor Tomlin wurde unser Campingplan durch einen kräftigen Gewitterregen zunichte gemacht. So sind wir jetzt in einem Apartment gelandet und Rübi hat ein leckeres Mebü aus Cevapcici, Nudeln, Tomatensalat und Nachtisch gezaubert. Morgen versuchen wir uns 75 km zur Küste durchzuschlagen.
3. Tag Tolmin – Sagrado 75 km 580 Δ
Nach einer guten Nacht und Wirtin Miriam’s reichhaltigem Frühstück sind wir ganz entspannt los geradelt. Leider führte uns die am PC geplante Route nach heftigen Steigungen in die Irre. Also wieder zurück und 15 km, 1,5 Std zusàtzlichen Umweg auf dem Tacho. Erst am Mittag erreichen wir das zauberhafte Städtchen Kanal an der türkisfarbenen Soca. Das Thermometer wird Richtung 35 Grad ausschlagen, aber wegen der verlorenen Zeit, ist nicht an Mittagspause zu denken. Ziemlich erschöpft erreichen wir unseren Lieblimgscampingplatz aus dem Vorjahr. Die ganze Wiese und den Pool fast für uns alleine. Die Trangia-Küche bietet heute 5 Min. Terrinen. Keine Lust mehr auf einen Restaurantbesuch den Berg hinunter.
4. Tag “Ruhetag” 21 km 236 Δ
In Sagrado mit Pool, Kultur und 4* Trangia Menü: Minestrone, Brot, Tortellini und . Hoffentlich kommt in der Nacht nicht wieder der Tùt-Vogel. Alle 3 Sekunden, zuverlàssig wie das Schlagen eines Metronoms, ertönt ein lautes “Tüt”. Als es nach 2 Stunden aufhörte, dachte mir: Glück gehabt Vogel, sonst hätte ich mir eine Schrotflinte organisiert. Pech für mich, nach einer halben Stunde kam der “Tüt”-Vogel zurück… Begleitet von seinem Kumpel: Tüt-Tüt. Tüt-Tüt ….
5. Tag Sagrado – Izola 97 km 900 Δ.
Frühmorgens um 5:30 lassen wir die Luft aus den Matratzen. Besser in den kühlen Morgenstunden fahren, um nicht wieder in den 39 Graf Glutofen zu geraten. Es geht durch das hügelige Küsten-Hinterland Richtung Triest. Bald überqueren wir einmal mehr die Grenze zu Slowenien. Es wird höchste Zeit für das Frühstück, das der morgendlichen Hetze zum Opfer fiel. Hinter dem Dorf Prosecco sehen wir endlich das Meer und erklimmen die 300 m hoch gelegene Napoleon-Straße. Herrliche Ausblicke eröffnen sich über Triest. Es folgt eine 7 km lange Abfahrt zum Hafen. Bei Muggia erreichen wir den Startpunkt der Parenzana-Bahn, der wir die nächsten 2 Tage folgen wollen. Hinter Koper ist der Uferweg vierspurig ausgelegt, nur für Radler und Fußgänger! Bei Izola schlagen wir hoch auf einer Steilküste unser Zelt auf. Anschließend scheuen wir uns nicht, einen kleinen Fußmarsch in die Marina zu machen, um uns im Hafenrestaurant aber so richtig die dicken Portionen reinzuhauen. Wir haben es uns verdient! Und noch etwas: Natùrlich sind wir trotz aller Vernunft auch heute wieder in der sengenden Sonne gefahren. Es macht einfach süchtig.
6. Tag Izola-Umag–Novigrad 54 km 390 Δ.
Mein Gott, war das heiß im Zelt und auch die kräftige Brise, die man in den Baumkronen vernahm, konnte unsere bescheidene Kammer nicht ventilieren. Und 500 Gramm Spanferkel vom Vorabend taten ihr Übriges, die Nacht eher schlaflos zu verbringen. Gefrühstückt wurde auf einem sehr idyllischen Pàtzchen in der Altstadt von Izola. Weiter ging die Fahrt auf der Parenzana bis zur Grenze nach Kroatien. Sehr ungewohnt mal wieder echte Zöllner und Passkontrollen zu erleben. Den Plan, die Parenzana zu befahren, mussten wir aber nach einiger Zeit verwerfen. Unsere Brillengläser verloren fast die Fassung, so schotterig war die Piste hinter der Grenze und bliebe wohl auch so. Kurzerhand rissen wir also den Lenker herum und steuerten die Küste an. Zauberhafte Buchten locken hier zum Schwimmen und zum Entspannen. Um unsere beginnenden Verwahrlosung zu begegnen, haben wir uns ein Zimmer in der romantischsten Stadt Istriens, Novigrad, genommen. VIER !! Übernachtungen. Von hier aus werden dann Sternfahrten unternommen.
7. Tag Novigrad 0 km 0 Δ.
2 km Schwimmen im Meer vor einer herrlichen Stadtkulisse. Unsere Altstadtbude ist sehr zentral gelegen und sobald man vor die Tür geht, ist man mitten im Geschehen. Nur 1 min vom Hafen und 2 min vom Badeufer entfernt. Echt ruhig hier, ohne Halligalli, Russen und Engländer. Sehr zu empfehlen.
8. Tag Novigrad – Rovinj – Novigrad
Sonntagsausflug 9 Std mit dem Touriboot. Aber echt gut! Und abends wieder open air Kino
9. Tag. Novigrad – Porec – Novigrad 46 km 450 Δ.
Nach einem reichhaltigen Frühstück in unserer kleinen Altstadt-Kemenate, brechen wir zum südlichsten Ziel unserer Radreise auf: Porec. Die Wege durch das Istrische Hinterland werden zunehmend anspruchsvoller. Viele Schotterwege mit felsigen Buckeln machen uns wieder zu schaffen. Das ist doch zu schweres Geläuf für unsere Reisegàule, eher etwas für MTBs, die man hier fast ausschließlich sieht. Einmal haben wir Glück und es geht über eine frische, noch nicht freigegebene Asphaltstraße. Der STRABAG sei Dank. Aber wir werden auch belohnt durch Strecken entlang von gepflegten Olivenhainen, üppigen Pinienwäldern und durch schöne Aussichten auf smaragdfarbene Meeresbuchten. In Porec schieben sich die Touristenströme über die Marmor-gepflasterten Altstadtstraßen. Da ist uns doch das ruhige Novigrad lieber und wir brechen wieder früh auf, um dort Eis zu essen, im Freiwasser zu schwimmen und im abendlichen Licht noch ein paar Fotos zu schießen. Dovidenja du schöne Stadt! Denn morgen geht es nach Koper in Slowenien.
10. Tag. Novigrad – Koper 72 km 460 Δ,
In aller Herrgottsfrühe, 5:00 Uhr klingelt der Wecker. Der Radreisende in dieser sommerlichen Hitze darf nicht zimperlich sein, will er in den einigermaßen kühlen Morgenstunden ein paar Kilometer schrubben. Wir genießen auch sehr das orangefarbene Licht der aufgehenden Sonne ùber dem noch spiegelglatten Wasser. Herrlich! In Umag gönnen wir uns einen Cappucchino mit Croissant, bevor wir Kroatien verlassen und wieder nach Slowenien gelangen. Bei Portoroz geht es noch einmal ganz derbe den Berg hinauf. Rübe geràt beim Kampf nach oben etwas neben die Fahrbahn und findet sich an einem Mäuerchen wieder. Gottseidank nicht schlimm, denn die Geschwindigkeit war gering und sie konnte sich mit dem Bein abfangen. Tapfere Frau. Wir kommen wieder auf den schönen Teil der Parenzana vor Izola und erreichen schon um 12 Uhr den Mäcces in Koper. Bis zur Abfahrt des Zuges um 20:15 Uhr nach Ljubljana bleibt also noch genügend Zeit für eine Besichtigung der Altstadt mit den vielen historischen Gebäuden und viele Badestunden am Strand bei tollstem Wetter. Sogar eine Windsurfstunde ist drin. Aus Angst, kein Brett zu bekommen, binde ich dem Verleiher nicht unbedingt auf die Nase, dass ich mehr als 35 Jahre kein Surfbrett unter den Füßen hatte. Anfangs geht es noch etwas kippelig, aber nachher klappen schon wieder die Halsen. Wunderbar wieder auf dem Wasser zu sein. Gegen 19:30 besteigen wir die alten sechser DB Zug-Abteile, die hier in Slowenien noch treue Dienste leisten. In Ljubljana werden wir nach unserer Ankunft um 22:38 Uhr in einem Hostel absteigen. 7,9 Rating bei Booking.com. Wir sind gespannt.
11. Tag. Ljubljana – Kranj – Sobec. 69 km, 490 Δ.
Das Hostel war super, sehr sauber und zentral gelegen (wie alle Hostels). Etwas gewöhnungsbedürftig waren die gemischten Sanitäreinrichtungen und das jugendliche Publikum, das uns anguckte, als seien wir die alten Herbergseltern. Die Stadt ist so toll, dass uns der Abschied erst spät am Vormittag gelingt. Egal. Wir sind ohnehin schon hitzeresistent. Es geht nun durch das Save-Tal, eingefasst zwischen Karawanken und den Julischen Alpen bergauf und bergab, in brennender Sonne. Zwischenstopp machen wir im schönen Kranj, das – wer hätte es gedacht – seit 1495 ein Altar Benefizium in Köln/Aachen unterhält. Am Ende des Tages werden wir fùr netto 130 hm 490 hm in unseren Beinen haben. Good job! In der Nähe des Bleder Sees campen wir Naturbegeisterten nun mit vielen tausend Niederländern und anderen Ländern auf einem 5* Platz, mit eigenem Fluss, Schwimmteich, Alpenländischer Restaurant-Beschallung, etc., pp. Es war ein sehr schöner Tag. Hier bleiben wir noch ein Weilchen.
12. Tag. Sobec – Bled – Sobec 23 km 250 Δ.
Trotz einer Tagestemperatur von ùber 35 Grad, ist die Nacht im Zelt angenehm kühl. Wohl geruht geht es Richtung Bled’er See. Da wollen anscheinend alle hin, denn ab und zu kreuzen wir die lange Autokarawane, die sich Richtung Wasser schiebt. Das Seepanorama ist vom allerfeinsten, schon fast kitschig-schön. Malerisch im leuchtend grünen See liegt eine Insel mit Kirche. Klar, dass ich Zwanghafter dahin schwimmen muss! Nach 40 Minuten bin ich wieder zurück. Nach einer Seeumrundung per Rad und kleiner Kräftigung im Seecafe mit Blick über denselben, fahren wir über einsame, hochgelegene Almen zurück zum Kamp Sobec. Hier erfrischen wir uns bei einem Bad in der eisigen Save und lassen uns kurz in der schnellen Strömung treiben. Krönender Abschluss des Tages wird das dreigängige Trangia-Menü sein. Was für ein geiler Tag!
13. Tag Sobec – Kranjska Gora 52 km 540 Δ.
Für den frühen Nachmittag sind starke Gewitter angekündigt. Wir entschließen uns daher, nicht die 90 km bis Villach durchzuziehen, sondern uns auf halbem Weg, in Kranjska Gora in Sicherheit zu bringen. Von unserem Campingplatz in Sobec steigen wir immer höher hinauf. Ab Jesenice beginnt eine traumhafte Bahntrasse fernab jeden Autoverkehrs, die sich stetig ansteigend durch eine imposante Landschaft schlängelt. Die Karawanken im Nordosten und die Julischen Alpen im Südwesten scheinen immer näher heranzurúcken. An einigen Stellen verlangen 15 – 17-prozentige Steigungen aber wieder volle Beinarbeit. In Kranjska Gora haben wir um 12 Uhr mit 809 Metern den höchsten Punkt der Strecke nach Villach erreicht. Bei Frau Pavlina kommen wir in einem 2* -Apartment unter. 70er-Jahre Einrichtung, 30 cm Röhrenfernseher, aber immerhin in Farbe und alle Fenster mit Blick auf das Triglav-Gebirge, welches wir ja schon auf der Hinfahrt über den Vrsic-Pass bezwungen haben. Vom angekündigten Gewitter ist auch um 19 Uhr noch nichts zu sehen. Doch wir sind gerüstet und genießen den Abend in diesem schönen Städtchen.
14. Tag Kranjska Gora – Tarvis – Villach 82 km 500 Δ.
Der Blick aus dem Fenster verheißt kein gutes Wetter. Dicht hängen die Wolken über den Gipfeln des Triglav. Doch um die Ecke kommt schon ab und zu die Sonne durch. Wir verabschieden uns von Frau Pavlina und radeln los. Hinter dem Dorf geht es bald stetig bergab und wir bekommen die Höhe (mehr oder weniger) zurück, die wir uns gestern mühsam erobert haben. Da wir jetzt von Kranjska Gora nach Villach die gleiche Strecke nur umgekehrt wie auf der Hinfahrt zurücklegen, sehen wir nun die herrliche Landschaft, die sich seinerzeit in unserem Rücken befand, mal aus der anderen Perspektive. Hat auch was. Wir kommen sehr gut voran, da bleibt noch Zeit für ein Eis in Arnoldstein und die Umrundung des Faaker Sees. Herrlich wie er da unten im Tal in der Sonne leuchtet. Bald aber zeigen sich dunkle Regenwolken und es regnet tatsächlich bis Villach. Wie genießen den ersten Regen seit Wochen. Und er ist warm! Zur Belohnung gibt es mal wieder ein Eis. Die Muskeln brauchen wieder Brennstoff nach der langen Tour. In der Jugendherberge empfängt uns auch schon der Herbergsvater mit einem üppigen BBQ. Jetzt sind wir aber wirklich pappsatt! Die fantastische Radreise ist nun leider zu Ende und wir planen schon die nächste Tour. Ein gutes Zeichen. Wir waren auch mal wieder ein super Team, meine Rübi und ich.
Für die Statistik: 780 km, ca. 6800 Höhenmeter. Das ging diesmal wirklich hoch hinaus.